lyrik online stellt vor
... die Spur ins Absurde

DADA


max ernst: die schamade, köln 1920
geboren in Zürich, «Cabaret Voltaire» 5. Februar 1916
1921/22/23 für tot
* erklärt
lebt aber immer irgendwo

*Der dadaistische Mensch trägt die Zeichen
seiner eigenen Verwesung vor aller Augen
deutlich mit sich herum und weiß genau,
daß er nur eine ephemere Erscheinung ist.
Das macht ihm nichts, da er die Ewigkeitswerte
negiert und ihm sein eigener Tod nichts mehr
bedeutet als ein lässig gesprochenes Wort.
Der Tod ist für ihn eine durchaus dadaistische
Angelegenheit. Deshalb liebt er es,
sich in Gefahren zu begeben...
Er wird die Vorstellung, die sich mit dem
Wort DADA verbindet, aufheben,
wann ihm die Zeit dazu gekommen zu sein scheint.
Richard Huelsenbeck

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Gibt es einen Dadageist?
DADA in nuce?

Ich behaupte, er sei
das große Gelächter
das einzig umfassende metaphysische Gelächter
das große Gelächter
über den Witz der Schöpfung
das große Lachen
über den Witz der eigenen Existenz.

Der Geist des grossen Gelächters, die innere Haltung des großen Lachens findet sich auch bei vielen anderen Künstlern, Lebenskünstlern, Dichtern und sogar bei Denkern – auch bei «einfachen» Menschen, um die sich weder Modeschöpfung, noch Geschichtsschreibung kümmert...

Das große Lachen ist das pure Gegen- teil zu jeglichem Sektierertum, völlig ungeeignet zum Politisieren, denn dabei wird dir das Lachen vergehen; oder du willst Politik machen, weil dir das Lachen schon lange vergangen ist, weil du nur noch Tränen trocknen willst – oder weil du ein bitterernster Mafioso bist...

Das große Gelächter ist auch der Geist von «Skepsis & Leidenschaft»...

antonio cho

(Bei etlichen DADAisten habe ich zwar den Eindruck, sie hätten das große Gelächter nicht ganz begriffen, das große Lachen gar nicht ausgehalten, worauf sie fromm geworden sind oder politisch, revolutionär oder sonstwie ernsthaft gläubig... Das ist allerdings ein bekanntes Schicksal – auch mancher Philosophen und ihrer Beidenker.)

^up

Tristan Tzara (1923)
Chanson dada

I

la chanson d'un dadaïste
qui avait dada au coeur
fatiguait trop son moteur
qui avait dada au coeur

l'ascenseur portait un roi
lourd fragile autonome
il coupa son grand bras droit
l'envoya au pape à rome

c'est pourquoi
l'ascenseur
n'avait plus dada au coeur

mangez du chocolat
lavez votre cerveau
dada
dada
buvez de l'eau

II

la chanson d'un dadaïste
qui n'était ni gai ni triste
et aimait une bicycliste
qui n'était ni gaie ni triste
mais l'époux le jour de l'an
savait tout et dans une crise
envoya au vatican
leurs deux corps en trois valises

ni amant
ni cycliste
n'étaient plus ni gais ni tristes

mangez de bons cerveaux
lavez votre soldat
dada
dada
buvez de l'eau

III

la chanson d'un bicycliste
qui était dada de coeur
qui était donc dadaïste
comme tous les dadas de coeur

un serpent portait des gants
il ferma vite la soupape
mit des gants en peau d'serpent
et vient embrasser le pape

c'est touchant
ventre en fleur
n'avait plus dada au coeur

buvez du lait d'oiseaux
lavez vos chocolats
dada
dada
mangez du veau

Tristan Tzara (1923)

^up

Hans Arp

Die Schwalbenhode, 4.

Tapa tapa tapa
Pata pata
Maurulam katapultilem i lamm
Haba habs tapa
Mesopotainem masculini
Bosco & belachini
Haba habs tapa
Woge du welle
Haha haha

^up

Æ DADA Zürich: 5.2.1916 Eröffnung des Cabaret Voltaire (Ball, Hennings, Janco, Tsara)
DADA bedeutet nichts.
Wir wollen die Welt mit nichts ändern...

Richard Huelsenbeck

Was wir Dada nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts, in das alle höheren Fragen verwickelt sind...

Hugo Ball

Freiheit: Dada, Dada, Dada, aufheulen der verkrampften Farben, Verschlingung der Gegensätze und aller Widersprüche, der Grotesken und der Inkonsequenzen:
Das Leben.

Tristan Tzara

quelques mots en français

a very small note in english (sorry)

«Ich nenne die Wurschtigkeit den Zustand eines Lebens, in dem jeder seine eigenen Vor- aussetzungen behält, immerhin aber die anderen Indivduali- täten zu achten versteht und sich zu verteidigen...»

Tristan Tzara

L'art est mort. Vive Dada!

Walter Serner

Ist der Dadaismus wohl als Zeichen und Geste das Gegenspiel zum Bolschewismus? Stellt er der De- struktion und vollendeten Be- rechnung die völlig donquichot- tische, zweckwidrige und unfassbare Seite der Welt gegenüber? Es wird interessant sein zu beobachten, was dort und was hier geschieht.

Hugo Ball

^up

  • der öffentliche Vortrag (vom Publikum inspiriert)
  • Huelsenbecks Pseudo-Negergedichte (Rhytmus, Trommeln...)
  • Poème simultan («kontrapunktliches Rezitativ, in dem drei oder mehrere Stimmen gleichzeitig sprechen, singen, pfeifen ... es handelt vom Wert der Stimme ... will die Verschlungenheit des Menschen in den meschanischen Prozeß verdeutlichen ...»)
  • der Schritt in die Maske: Die Masken verlangten einfach, daß ihre Träger sich zu einem tragisch-absurden Tanz in Bewegung setzten.
  • Hugo Balls Lautgedichte (als Klanggedichte wurden sie vor Notenständern zelebriert)
1918 gemeinsames Dadaistisches Manifest der Zürcher und Berliner
»Das Wort Dada symbolisiert das primitivste Verhältnis zur umgebenden Wirklichkeit, mit dem Dadaismus tritt eine neue Realität in ihre Rechte. Das Leben erscheint als ein simultanes Gewirr von Geräuschen, Farben und geistigen Rhythmen, das in die dadaistische Kunst unbeirrt mit allen sensationellen Schreien und Fiebern seiner verwegensten Alltagspsyche und in seiner gesamten brutalen Realität übernommen wird. Hier ist der scharf markierte Scheideweg, der den Dadaismus von allen bisherigen Kunstrichtungen und vor allem von dem FUTURISMUS trennt, den kürzlich Schwachköpfe als eine neue Auflage impressionistischer Realisierung aufgefaßt haben. Der Dadaismus steht zum erstenmal dem Leben nicht mehr ästhetisch gegenüber, indem er alle Schlagworte von Ethik, Kultur und Innerlichkeit, die nur Mäntel für schwache Muskeln sind, in seine Bestandteile zerfetzt. / Das BRUITISTISCHE Gedicht / schildert eine Trambahn, wie sie ist, die Essenz der Trambahn mit dem Gähnen des Rentiers Schulze und dem Schrei der Bremsen. / Das SIMULTANISTISCHE Gedicht / lehrt den Sinn des Durcheinanderjagens aller Dinge, während Herr Schulze liest, fährt der Balkanzug über die Brücke bei Nisch, ein Schwein jammert im Keller des Schlächters Nuttke. / Das STATISCHE Gedicht / macht die Worte zu Individuen, aus den drei Buchstaben Wald tritt der Wald mit seinen Baumkronen, Försterlivreen und Wildsauen, vielleicht tritt auch eine Pension heraus, vielleicht Bellevue oder Bella vista. Der Dadaismus führt zu unerhörten neuen Möglichkeiten und Ausdrucksformen aller Künste.«

danach erscheint die Zürcher Dadaszene ziemich erschöpft.

^up

Æ DADA Berlin: 21.2.1918 Club Dada gegründet (seine einzigen Mitglieder laut Hausmann: Hausmann, Huelsenbeck, Baader, Grosz, Heartfield, Mehring, Golyscheff)

  • Trend zur Photomontage und Collage und deren Anwendung auf die Literatur
  • Widerstand gegen den Geist von Weimar als Sieg des Spießbürgertums, gegen den Geist von Schiller und Goethe
  • DADA sollte eine antikulturelle Tat sein, die weltverbesserliche Absicht nahm überhand und entsprechend die Querelen unter den Dada-Leuten. Dada Zürich sollte in Berlin und wo immer ein «furchtbares trojanisches Pferd voll Gefahr sein» (Hausmann). Dada Berlin endete vielleicht in einem typischen Selbstmissverständnis, denn als Weltverbesserungszirkus hat Dada schon aufgehört zu sein:
    «Der Mensch habe den Mut, NEU zu sein!», forderte Hausmann.
    Wozu?
    das GROSSE LACHEN ist zum PROTEST gegen bürgerliche und intellektuelle Traditionen verkommen...

¿..wer gegen Dada ist, ist Dadaist..?
¿..ist ein DADAist, der sich zu ernst nimmt DADAist..?

^up

1920 nach einem Prozess gegen eine DADA-Ausstellung wegen Beleidigung der deutschen Armee mit lediglich Geldstrafen endend - «ein kümmerliches Resultat» - endet DADA Berlin. Hausmann erklärt sich (enttäuscht) zum Anti-DADA...

Manifest Morgenröte

Man muß sich von Allem befreien, was man schon kennt.
Was man kennt, war gestern.

Man muß das Heute sehen und das Morgen ahnen.
Was sein wird, ist nötig, was ist, wird unnütz.

Gestern war, ist vorbei.
Heute ist gerade noch, wird vergehen.
Morgen ist die Gegenwart des Jetzt.

Da-Sein ist: Morgen verwirklichen.

Das neue, grosse Morgen ist unser Material heute.

Raoul Hausman
(als alter Mann)

Æ MERZkunst + Anti-DADA: Kurt Schwitters, Hannover
MERZ (zweite Silbe von Kommerz): «Chiffre für ein Kunst- und Weltverhalten ... keine Grenze zwischen den Kunstdisziplinen, auch nicht zwischen den Kunstwerken, zwischen Kunst und Kitsch, zwischen Bedeutendem und Banalem, zwischen Sinn und Unsinn, vor allem aber auch nicht zwischen Kunst und Leben, Kunstwerk und Welt». Nach Schwitters ist MERZ nicht DADA und auch ohne politische Zielsetzung! Aber gerade darum war MERZ wohl mehr DADA als manches, was unter der Marke DADA gelaufen ist!

Æ DADA Köln: 1919/20 (über Hans Arp) Max Ernst, Theodor Baargeld, Angelika und Heinrich Hoerle

  • am Anfang stand die marxistisch orientierte Satire-Zeitschrift Der Ventilator
  • 1920 Zeitschrift Die Schamade (einzige Nummer)
  • Kurt Schwitters wurde als «mehrheitsdada» verspottet

Æ DADA Paris: 23.1.1920
Tristan Tzara ist dort der große Dada-Impressario
Juli 1923: letzter Dada-Abend in Paris
Doch schließlich sorgte nicht zuletzt André Breton dafür, daß die Skepsis von DADA, das grosse Lachen über die Haarspaltereien der Moralisten und Politiker abgelöst wurde vom Kult und der Zelebrierung des Irrationalen im Surrealismus.

Æ DADA New York blühte um 1915 - 1917 vor allem unter dem Motto der Anti-Kunst durch Marcel Duchamp, Man Ray, Francis Picabia, Marius de Zayas – z.B. Duchamps Ready-mades (Gegenstände des Alltags, z.B. eine Pissoirschüssel, als Kunstobjekt ausgestellt –

Dada ist wie Euere Hoffnungen: nichts
wie Euer Paradies: nichts
wie Euere Idole: nichts
wie Euere politischen Führer: nichts
wie Euere Helden: nichts
wie Euere Künstler: nichts
wie Euere Religionen: nichts

Francis Picabia

^up

1921 verreisten die wichtigsten DADA New York -Exponenten nach Paris

Æ DADA Holland: Januar 1923, erste Nummer von Kurt Schwitters' Zeitschrift MERZ,
10.1.1923: erster Dada-Abend in Den Haag
13.4.1923: weitere Dada-Soirée in Den Haag
13.4.1923: letzte Dada-Soirée im friesischen Drachten

Æ MAVO - Bewegung in Tokio: dadaähnliche Gruppe inspiriert von Tomoyoshi Murayama
1923-25 Veranstaltung provozierender Kunstaktivitäten in Tokio, mehr und mehr politisch-gesellschaftkritischer Protest gegeen die Militärregierung

Kurt Schwitters

An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die
. . . . . Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?

. . . . . Preisfrage:
. . . . .
1.) Anna Blume hat ein Vogel,
. . . . . 2.) Anna Blume ist rot.
. . . . . 3.) Welche Farbe hat der Vogel.

Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir!
Das gehört beiläufig in die – – – Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A – – – – N – – – – N – – – – A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A– – – – – – N – – – – – – N – – – – – – A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich – – – – – – – liebe – – – – – – – – Dir!

' Hugo Ball
(Pirmasens 1886 - Tessin 1927), Studium der Philosophie und Soziologie,
1910 Regieausbildung bei Max Reinhard,
Wegbereiter des expressionistischen Theaters, Kreis des Blauen Reiters,
1915 mit Emmy Hennings in die Schweiz emigriert, Cabaret Voltaire
1917 Abwendung von Dada Zürich
1920 Heirat mit Emmy Hennings, Rückzug ins Tessin
jolifanto...
' Emmy Hennings
(Flensburg 1885 - Magiaso/Tessin 1948), Schauspielerin, Chansonette, Dichterin, Lyrikerin, Mitggründerin des Cabaret Voltaire, Heirat mit Hugo Ball, nach dessen Tod
' Marcel Janco
(Bukarest 1895 - Israel 1963), Studium der Malerei, 1915/16 Studium an der ETH Zürich, Mitbegründer des Cabaret Voltaire
1922 Rückkehr nach Bukarest
1941 Flucht nach Israel
' Tristan Tsara
Sami Rosenstock (Moinesti/Rumänien 1896 - Paris 1963), seit 114 in Zürich, wollte Mathematik studieren, Mitglied des Cabaret Voltaire, Negerpoesie, beteiligt an der Erfindung des Simultangedichts, Verbindungen zu Dada Berlin, Mitbegründer des Dada Paris
—> Chanson dada
1929 nach langen Widerständen Anschluß an den Surrealismus
' Hans Arp (sh.dort)
(Straßburg 1887 - Basel 1966)
Ï Die Schwalbenhode
Die Schwalbenhode, 4.
'
Richard Huelsenbeck
(Frankenau/Hessen 1892 - Minusio/Schweiz 1874), Studium der Medizin, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie, zuerst Expressionist, PAzifist,
Mitwirkender im Cabaret Voltaire, plädiert für Verstärkung des rhytmischen Elements -
Ball: «...er möchte am liebsten die Literatur in Grund und Boden trommeln»,
Autor des Dadaistischen Manifestes,
nach dem Niedergang von Dada Berlin als Schiffsarzt unterwegs, Reisebücher,
1936 Emigration nach New York, Psychiatrische Praxis als Dr. Hulberg
' Hans Richter
(Berlin 1888 - Southbury/USA 1976), Kunststudium, Maler und Grafiker, Dada Zürich und Dada Berlin - abstrakte und dadaistische Filme
1932 Moskau, Holand, Frankreich, Schweiz, Südamerika
1941 USA
' Walter Serner
(Karlsbad 1889 - Konzentrationslager Theresienstadt 1942), Jurist, Emigration in die Schweiz, Dada Zürich, 1921 Bruch mit der Dada Bewegung, Verbot seiner Bücher durch die Nazi.
? Theodor Däubler
(Triest 1876 - Sankt Blasien 1934),
Wanderleben zwischen Italien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Orient, lebte dann in Berlin, wird 1918 als Mitglied des Clubs Dada genannt (Inserat Vossische Zeitung),
1928-32 Präsident des deutschen PEN.
Meist gedankenschwere Dichtungen von großer Bild- und Klangkraft; er knüpfte als Reimkünstler an die romantische Dichtung, in seinem Farbenrausch an Rimbaud an. Verse und Prosa voll mystischer Phantastik und visionärer Gesichte. Hauptwerk: «Das Nordlicht» (Epos in 30'000 Versen), eine phantastische Vision von der Hinwendung des Menschen und der Erde zu Licht und Sonne.
? Max Herrmann-Neiße
(Neisse 1886 - London 1941), Dramatiker, Erzähler, Lyriker
wird 1918 in Berlin als Mitglied des Clubs Dada genannt (Inserat Vossische Zeitung),
1933 in die Schweiz emigriert.
Wandte sich mit sozialer Thematik dem Expressionismus zu, später, sprachlich und formal konservativ, trat er für alle Gepeinigten und Unterdrückten ein und rief zur Verbrüderung dr Menschen auf.
' George Grosz
(Berlin 1893 - 1959),Karikaturist, Zeichner, Maler, Schriftsteller, Dada-Marschall,
1919 zur Dada-Bewegung
' Franz Jung
(Neisse 1888 - Stuttgart 1963), freier Schriftsteller, schrieb in expressionis- tischem Stil revolutionäre Romane und Dramen
ab 1915 Mitarbeiter der Zeitschrift Freie Straße, eine «Schule der Selbstbefreiung aus der bürgelichen Verfremdung der Person und deren Existenz in der Gemeinschaft»
1938 Flucht nach Ungarn, revolutionärer Widerstand
nach 1945 USA
' Raoul Hausmann
(Wien 1886 - Limoges 1971), Maler, Bildhauer, Fotograph, Schriftsteller, Der Dadasoph, «ein ausgezeichneter Maler und ein sehr beweglicher abstrakter Philosoph, der sich mit Astronomie und Mathematik ebenso ersthaft beschäftigte wie mit dem Versuch, eine neue Herrenmode zu kreiieren» (Franz Jung), Stirner-Leser, Internationalist
fand unabhängig von Hugo Ball zum Lautgedicht, parallel zu John Heartfield Erfinder der Fotomontage.
Nach dem Ende der Berlinr Dada-Bewegung enge Kontakte zu Kurt Schwitters
1933 Emigration nach Ibiza, dann Frankreich
Perseus tötete die Meduse, aus ihrem Blut entsprang Pegasus, das geflügelte Pferd. / Weil das nur eine Sage ist, gibt es keine Poesie. / Die Athener schlichen das trojanische Hozpferd mit 40 Kriegern im Bauch in Troja ein, da müssen die Trojaner schön geschlafen haben! / Dies zwei poetischen Rösser taugten gar nichts! / Was taugt aber etwas? / Na, das Steckenpferd Dada, worauf sie reiten, ohne zu bemerken, daß sie davon geritten werden! / Nichts da mit Pegasus und Troja. / Dada ist Dada, und was immer Descartes sagte: "cogito ergo sum Dada." / ...

Hausmann, 1970
Werbevorspann für sein Erinnerungsbuch «Im Anfang war Dada»


' Johannes Baader
(Stuttgart 1886 - Niederbayern 1959), Architekt, Sektenführer, Maler, Journalist, Oberdada und Dadaprophet
1919 Abwurf des Flugblatts Die grüne Leiche in der Weimarer Nationalversammlung

©
Fifi
' John Heartfield
(1886-1971), Karikaturist, Maler und Zeichner, Monteurdada, neben Hausmann Entdecker dr Fotomontage, die er als Kommunist zur politischen Waffe entwickelte
' Walter Mehring
(Berlin 1896 - Zürich 1981), Schriftsteller, Lyriker, Dramatiker;
wendet den Dadaismus in die gebrauchsmäßige, satirische Vortragskunst
1920 eigenes Politisches Cabaret, stzt neue Akzente in der Song- und und Chansonlyrik,
ab 1921 Korrespondent deutscher Zeitungen in Paris
Ð Der Coitus im Dreimäderlhaus
'
Jefim Golyscheff
(1897-1971), Musiker, Maler, stieß über Hausmann zur Berliner Dada-Bewegung
1919: «Antisymphonie», wichtig für die Entdeckung der experimentellen Musik
1919 erste Assemblagen
' Wieland Herzfelde
eigentl. Herzfeld (Weggis/Schweiz 1886- ), Bruder John Heartfields, Schriftsteller, Verleger, Literaturprofessor
1918 Eintitt in die KP
' Hannah Hoech
(Gotha/Thüringen - Wes-Berlin 1978), Malerin, später mit Kurt Schwitters befreundet, von Anfang an in der Dada-Bewegung, Collagen und Fotomontagen, z.B. «Der Schnitt mit dem Küchenmesser durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands» (1919)
' Kurt Schwitters
(Hannover 1887 - Ambleside/UK 1948),
Maler und Dichter
1919 prägte er in Hannover für seine den verschiedensten Kunstgattungen angehörenden Arbeiten die Bezeichnung Merzkunst - Merz aus Kommerz...
erste MERZ-Bilder und MERZ-Dichtungen, von den Berliner Dadaisten abgelehnt, eigener Weg zur abstrakten Poesie, zum Lautgedicht und zur Texcollage, Dada Zürich mit Hans Arp, Dada Berlin mit Hausmann
1937 Emigration nach Norwegen, Flucht nach England
{ An Anna Blume
' Max Ernst
(Brühl/Köln 1891 - Paris 1976),
Mitherausgeber der Zeitschrift die schamade, als Dada-max Organisator der Dada-Ausstellung im Brauhaus Winter
1922 Anschluß an den Surrealismus,
ab 1922 Paris, 1941 New York, 1945 Paris
' Francis Picabia
(Paris 1897 - 1953), impressionistische und kubistische Anfänge
1915 erste mechanische Werke,
Dada Zürich, Dada Paris
1921 Abkehr von Dada mit mit André Breton
' Johannes Theodor Baargeld
(Stettin 1892 - tödlich verunfallt beim Bergsteigen), Jurist. Mit Max Ernst Mitbegründer der Dada Köln,
1920 Rückzug aus der Dada-Bewegung
' Philippe Soupault
(Chaville/Paris 1897 - Paris 1990), Lyriker, Journalist, Schriftsteller
Mitbegründer der französischen Dada-Bewegung und danach des literarischen Surrealismus, dem schließlich auch seine Lyrik verpflichtet ist. In seinen in einer unwirklichen Atmosphäre spielenden Romanen fängt er das verzweifelte Dasein von hilflos durch eine zerfallende Welt taumelnden Menschen ein.
1938 gründete er den tunesischen Rundfunk
1945 Senmdeleiter der Auslandsendungen des französischen Rundfunks, 1951-77 Programmgestalter
' Man Ray
(Philadelphia 1890 - Paris 1976), mit Duchamp und Picabia Begründer der New Yorker Dada-Gruppe
Erfinder der Fotographie ohne Kamera
' Georges Ribemont-Dessaignes
(Montpelier 1884 - St.-Jeannet 1974), Studium der Malerei, Freundschaft mit Duchamp und Picabia, Dada Paris
1925 Anschluß an die Surrealisten, 1929 Bruch
' Vincente Huidobro
Vincente Garcia Huidobro Fernández
(Santiago/Chile 1883-1948), literarische Arbeiten seit 1911,
1920 Pariser Dada-Bewegung.
Gedichtbände: Saisons choises, 1921; Tout à coup, 1925; Manifestes, 1925. In Chile Gründung der Zeitschrift Accion.
Nachhaltiger Einfluß auf die spanische und südamerikanische Lyrik
' Marcel Duchamp
(Blainville-Crevon 1887-Neuilly-sur-Seine 1968), Studium unter kubistischem Einfluß.
Freundschaft mit Picabia, Apollinaire, Man Ray
1914 erstes Ready-made
1942 New York, Einfluss auf Pop Art
' Tomoyoshi Murayama
japanischer Dadaist, 1921-23 Studium in Berlin, Kreis um die Galerie Der Sturm,

^up

Johannes Baader

Fifi

Maßreparatur speziell Rahmenarbeit... Fifi legt 16 Eier
in den grünen Rinnstein. Nicht Einstein. 0 du grüner
Rinnstein! Wirst du die 16 Eier ausbrüten? Bitte, bitte,
sagt Fifi.

Es ist grüner Dotter in meinen grünen Eiern. Und die
Küken haben grüne Glasaugen.

Fifi, warum nimmst du grüne, und nicht rote Grütze ins
Haarwasser?

Aber Fifi hört nicht und sieht nicht. Sie denkt immer
noch an den Rinnstein und seine grünen Glotzaugen.

Was hast du für einen großen Mund, süßer Rinnstein!
Meine Küken werden Schlagsahne essen. Ich, Fifi,
werde sie kochen. Grün kochen. Es ist alles grün, was
gelb ist. Fifi ist blau vor Freude.

Werde doch blau, grüner Rinnstein! Meine Küken
wollen lieber blau fressen.

Fifi ist verrückt geworden. Fifi will nur noch grüne
Küken braten. Fifi.

Maßreparatur, speziell Rahmenarbeit, singt Fifi und pfeift dazu
mit ihren blaugeränderten Fußnägeln. Fifis grüne Blauaugen
blitzen gelb durch den resedablanken Rinnstein.

Fifi will sich Stiefel anmessen auf der Nord-Südbahn.
Fifi kauft braune Billets für ihre 16 roten Küken und
geht die Strecke ab. 400 Millionen kostet die Nordsüd-
bahn und früher nur 32. Fifi nimmt den grünen Rinn-
stein unter den Arm, setzt sich ins Gras und singt das
graue Lied von der Nordsüdbahn:

O Fifi soda, fifi, fifi, fifi, ffa, ffa. O Fifi soda, fifi, fifi,
ffa, ffi, ffa, fifi, ffa, fifi, ffa.
Komm, grüner Rinnstein, setz dich in die Nordsüdbahn.
Und dann verschieben wir meine 16 Küken: eines für
siebzehn, eines für fünfzehn, eines für vierzehn Milliarden
rote Grütze.

^up

jolifanto bambla ô falli bambla
grossiga m'pfa habla horem
égiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa ólobo
hej tatta gôrem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluw ssubudu
tumba ba- umf
kusagauma
ba - umf

Text: Hugo Ball (1917)

Walter Mehring, 1920

Der Coitus im Dreimäderlhaus
(Mein neuestes Gedicht mit einer Einlage: Die neue Nationalhymne)

Peitsch Dir den Hintern lila, mein süßer Fratz
Mondschein die kahle Platte (und ich lausche dem Graswuchs)
Wo einst das Halali der Hofjagd – –
(Läuse sind phänomenalstes Dammwild)
Du Staatskokotte Germania
Mir krabbelt grad eine die Heerstraße lang
Wie einst im Mai nach Potsdam
Da kann kein Kaiser und kein König
Nur graue Salbe
1,25 garantiert rein
Aus den ehemaligen Beständen der Schloßapotheke.
Hab Dir nich Kleene
Immer feste druff
(Sprach Prinz Eugen der edle Ritter
Pour le merite vom Gardekorps)
Und Zieten aus dem Busch
Auch die Republik braucht Soldaten
(Noske lächelt verschämt
Wenn der Deutschnationale schwarz-weiß flaggt)
Cäcilie mein Engel,
Lüfte das Hemd, Heut ist Kaisers Geburtstag
Wir machen 'ne Extratour
Nach Amerongen
Hintenrum
Alte 175er
Ich rechne auf Euch!
Regiment Reinhard wohldiszipliniert mit fünf Mark täglicher Löhnung
(Nicht zu verwechseln mit Arthur Kahane vom Deutschen Theater)
Und die Büchse der Pandora
Oder Allzeit
. . . . .Schußbereit
Ja der Deutsche Soldat trifft immer ins Schwarze
Wo es am blondsten ist.
Sei gegrüßt Du mein schönes Sorrent
Ach kitzle mir mal am Hosenlatz
Mensch Ebert in Weimar!
Na Dickerchen willste mal
Letzte Liebe von Joethe
Kinder und Volksbeauftragte die Hälfte
Ohne Trinkgeldzwang
Ober 'ne Schale Jungfernhaut
Und tüchtig Melange drüber
Der Herr ist noch neu
Und denn rin ins Vergnügen!
Familienbad die Nationalversammlung.

Es braust ein Ruf wie Donnerhall
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Ein deutsches Weib, ein deutscher Suff,
Ach Männe hak mir mal die Taille uff!

Walter Mehring

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SIEBENUNDSIEBZIG
NACH DADA
— pro memoria —

DADA

Pour introduire l'idée de folie passagère en mal de scandale et de publicité d'un isme nouveau­ si banal, avec le manque de sérieux inné à ces sortes de manifestations, les journalistes nommèrent Dadaïsme ce que l'intensité d'un art nouveau leur rendit impossible compréhension et puissance de s'élever à l'abstraction, la magie d'une parole (DADA), les ayant mis, (par sa simplicité de ne rien signifier) devant la porte d'un monde présent, vraiment trop forte éruption pour leur habitude de se tirer facilement d'affaire.

Note au Manifeste DADA, 1918, DADA, Réimpression..., p. 54.

DADA

Dada (French: "hobby-horse"), nihilistic movement in the arts that flourished primarily in Zürich, New York City, Berlin, Cologne, Paris, and Hannover, Ger. in the early 20th century. Several explanations have been given by various members of the movement as to how it received its name. According to the most widely accepted account, the name was adopted at Hugo Ball's Cabaret (Café) Voltaire, in Zürich, during one of the meetings held in 1916 by a group of young artists and war resisters that included Jean Arp, Richard Hülsenbeck, Tristan Tzara, Marcel Janco, and Emmy Hennings; when a paper knife inserted into a French-German dictionary pointed to the word dada, this word was seized upon by the group as appropriate for their anti-aesthetic creations and protest activities, which were engendered by disgust for bourgeois values and despair over World War I. A precursor of what was to be called the Dada movement, and ultimately its leading member, was Marcel Duchamp, who in 1913 created his first ready-made (now lost), the "Bicycle Wheel," consisting of a wheel mounted on the seat of a stool.

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