lyrik online stellt
vor
... die Spur
ins Absurde
DADA
max ernst: die schamade, köln 1920 |
geboren in
Zürich, «Cabaret Voltaire» 5. Februar 1916 1921/22/23 für tot* erklärt lebt aber immer irgendwo *Der
dadaistische Mensch trägt die Zeichen | |||||||
Tristan
Tzara (1923)
|
Hans Arp
Die Schwalbenhode, 4. Tapa tapa
tapa |
DADA bedeutet nichts. Wir wollen die Welt mit nichts ändern... Richard Huelsenbeck Was wir Dada nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts, in das alle höheren Fragen verwickelt sind... Hugo Ball Freiheit: Dada,
Dada, Dada, aufheulen der verkrampften
Farben, Verschlingung der Gegensätze und aller Widersprüche, der
Grotesken und der Inkonsequenzen: Tristan Tzara |
«Ich nenne die Wurschtigkeit den
Zustand eines Lebens, in dem jeder seine eigenen Vor- aussetzungen
behält, immerhin aber die anderen Indivduali- täten zu achten
versteht und sich zu verteidigen...»
Tristan Tzara L'art est mort. Vive Dada! Walter Serner Ist der Dadaismus wohl als Zeichen und Geste das Gegenspiel zum Bolschewismus? Stellt er der De- struktion und vollendeten Be- rechnung die völlig donquichot- tische, zweckwidrige und unfassbare Seite der Welt gegenüber? Es wird interessant sein zu beobachten, was dort und was hier geschieht. Hugo Ball |
1918 gemeinsames Dadaistisches
Manifest der
Zürcher und Berliner »Das Wort Dada symbolisiert das primitivste Verhältnis zur umgebenden Wirklichkeit, mit dem Dadaismus tritt eine neue Realität in ihre Rechte. Das Leben erscheint als ein simultanes Gewirr von Geräuschen, Farben und geistigen Rhythmen, das in die dadaistische Kunst unbeirrt mit allen sensationellen Schreien und Fiebern seiner verwegensten Alltagspsyche und in seiner gesamten brutalen Realität übernommen wird. Hier ist der scharf markierte Scheideweg, der den Dadaismus von allen bisherigen Kunstrichtungen und vor allem von dem FUTURISMUS trennt, den kürzlich Schwachköpfe als eine neue Auflage impressionistischer Realisierung aufgefaßt haben. Der Dadaismus steht zum erstenmal dem Leben nicht mehr ästhetisch gegenüber, indem er alle Schlagworte von Ethik, Kultur und Innerlichkeit, die nur Mäntel für schwache Muskeln sind, in seine Bestandteile zerfetzt. / Das BRUITISTISCHE Gedicht / schildert eine Trambahn, wie sie ist, die Essenz der Trambahn mit dem Gähnen des Rentiers Schulze und dem Schrei der Bremsen. / Das SIMULTANISTISCHE Gedicht / lehrt den Sinn des Durcheinanderjagens aller Dinge, während Herr Schulze liest, fährt der Balkanzug über die Brücke bei Nisch, ein Schwein jammert im Keller des Schlächters Nuttke. / Das STATISCHE Gedicht / macht die Worte zu Individuen, aus den drei Buchstaben Wald tritt der Wald mit seinen Baumkronen, Försterlivreen und Wildsauen, vielleicht tritt auch eine Pension heraus, vielleicht Bellevue oder Bella vista. Der Dadaismus führt zu unerhörten neuen Möglichkeiten und Ausdrucksformen aller Künste.« |
danach erscheint die Zürcher Dadaszene ziemich erschöpft.
Æ DADA Berlin: 21.2.1918 Club Dada gegründet (seine einzigen Mitglieder laut Hausmann: Hausmann, Huelsenbeck, Baader, Grosz, Heartfield, Mehring, Golyscheff)
¿..wer gegen Dada ist, ist
Dadaist..?
¿..ist ein DADAist, der sich zu ernst nimmt
DADAist..?
1920 nach einem Prozess gegen eine DADA-Ausstellung wegen Beleidigung der deutschen Armee mit lediglich Geldstrafen endend - «ein kümmerliches Resultat» - endet DADA Berlin. Hausmann erklärt sich (enttäuscht) zum Anti-DADA...
Æ MERZkunst + Anti-DADA:
Kurt
Schwitters, Hannover
MERZ (zweite Silbe von
Kommerz): «Chiffre für ein Kunst- und Weltverhalten ... keine
Grenze zwischen den Kunstdisziplinen, auch nicht zwischen den Kunstwerken,
zwischen Kunst und Kitsch, zwischen Bedeutendem und Banalem, zwischen Sinn
und Unsinn, vor allem aber auch nicht zwischen Kunst und Leben, Kunstwerk
und Welt». Nach Schwitters ist MERZ nicht DADA und auch ohne politische
Zielsetzung! Aber gerade darum war MERZ wohl mehr DADA als manches, was
unter der Marke DADA gelaufen ist!
Æ DADA Köln: 1919/20 (über Hans Arp) Max Ernst, Theodor Baargeld, Angelika und Heinrich Hoerle
Æ DADA Paris: 23.1.1920
Tristan Tzara ist dort der große
Dada-Impressario
Juli 1923: letzter Dada-Abend in Paris
Doch
schließlich sorgte nicht zuletzt André Breton dafür, daß die Skepsis von
DADA, das grosse Lachen über die Haarspaltereien der Moralisten und
Politiker abgelöst wurde vom Kult und der Zelebrierung des Irrationalen im
Surrealismus.
Æ DADA New York blühte um 1915 - 1917 vor allem unter dem Motto der Anti-Kunst durch Marcel Duchamp, Man Ray, Francis Picabia, Marius de Zayas – z.B. Duchamps Ready-mades (Gegenstände des Alltags, z.B. eine Pissoirschüssel, als Kunstobjekt ausgestellt –
1921 verreisten die wichtigsten DADA New York -Exponenten nach Paris
Æ DADA Holland:
Januar 1923, erste Nummer von
Kurt Schwitters' Zeitschrift MERZ,
10.1.1923: erster Dada-Abend in Den
Haag
13.4.1923: weitere Dada-Soirée in Den Haag
13.4.1923: letzte
Dada-Soirée im friesischen Drachten
Æ MAVO - Bewegung in
Tokio: dadaähnliche Gruppe
inspiriert von Tomoyoshi Murayama
1923-25 Veranstaltung provozierender
Kunstaktivitäten in Tokio, mehr und mehr politisch-gesellschaftkritischer
Protest gegeen die Militärregierung
Perseus tötete die
Meduse, aus ihrem Blut entsprang Pegasus, das geflügelte Pferd. /
Weil das nur eine Sage ist, gibt es keine Poesie. / Die Athener
schlichen das trojanische Hozpferd mit 40 Kriegern im Bauch in Troja
ein, da müssen die Trojaner schön geschlafen haben! / Dies zwei
poetischen Rösser taugten gar nichts! / Was taugt aber etwas? / Na,
das Steckenpferd Dada, worauf sie reiten, ohne zu bemerken, daß sie
davon geritten werden! / Nichts da mit Pegasus und Troja. / Dada ist
Dada, und was immer Descartes sagte: "cogito ergo sum Dada." /
...
Hausmann,
1970 |
' Johannes Baader
(Stuttgart 1886 - Niederbayern 1959), Architekt, Sektenführer,
Maler, Journalist, Oberdada und
Dadaprophet
1919 Abwurf des Flugblatts
Die grüne Leiche in der Weimarer
Nationalversammlung
©Fifi
' John
Heartfield
(1886-1971),
Karikaturist, Maler und Zeichner, Monteurdada, neben
Hausmann Entdecker dr Fotomontage, die er als Kommunist zur politischen
Waffe entwickelte
' Walter Mehring
(Berlin 1896 - Zürich 1981), Schriftsteller, Lyriker,
Dramatiker;
wendet den Dadaismus in die gebrauchsmäßige, satirische
Vortragskunst
1920 eigenes Politisches Cabaret, stzt neue
Akzente in der Song- und und Chansonlyrik,
ab 1921 Korrespondent
deutscher Zeitungen in Paris
Ð
Der Coitus im
Dreimäderlhaus
' Jefim
Golyscheff
(1897-1971),
Musiker, Maler, stieß über Hausmann zur Berliner Dada-Bewegung
1919:
«Antisymphonie», wichtig für die Entdeckung der experimentellen
Musik
1919 erste Assemblagen
' Wieland Herzfelde
eigentl. Herzfeld (Weggis/Schweiz 1886- ),
Bruder John Heartfields, Schriftsteller, Verleger,
Literaturprofessor
1918 Eintitt in die KP
' Hannah Hoech
(Gotha/Thüringen - Wes-Berlin 1978), Malerin, später mit Kurt
Schwitters befreundet, von Anfang an in der Dada-Bewegung, Collagen und
Fotomontagen, z.B. «Der Schnitt mit dem Küchenmesser durch die letzte
Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands»
(1919)
' Kurt Schwitters
(Hannover 1887 - Ambleside/UK 1948),
Maler und Dichter
1919
prägte er in Hannover für seine den verschiedensten Kunstgattungen
angehörenden Arbeiten die Bezeichnung Merzkunst
- Merz aus Kommerz...
erste MERZ-Bilder und
MERZ-Dichtungen, von den Berliner Dadaisten abgelehnt, eigener Weg zur
abstrakten Poesie, zum Lautgedicht und zur Texcollage, Dada Zürich mit
Hans Arp, Dada Berlin mit Hausmann
1937 Emigration nach Norwegen,
Flucht nach England
{ An Anna
Blume
' Max Ernst
(Brühl/Köln 1891 - Paris 1976),
Mitherausgeber der Zeitschrift
die schamade, als Dada-max Organisator
der Dada-Ausstellung im Brauhaus Winter
1922 Anschluß an den
Surrealismus,
ab 1922 Paris, 1941 New York, 1945
Paris
' Francis
Picabia
(Paris 1897 - 1953),
impressionistische und kubistische Anfänge
1915 erste
mechanische Werke,
Dada Zürich, Dada Paris
1921 Abkehr von
Dada mit mit André Breton
' Johannes Theodor Baargeld
(Stettin 1892 - tödlich verunfallt beim
Bergsteigen), Jurist. Mit Max Ernst Mitbegründer der Dada Köln,
1920
Rückzug aus der Dada-Bewegung
' Philippe Soupault
(Chaville/Paris 1897 - Paris 1990), Lyriker,
Journalist, Schriftsteller
Mitbegründer der französischen Dada-Bewegung
und danach des literarischen Surrealismus, dem schließlich auch seine
Lyrik verpflichtet ist. In seinen in einer unwirklichen Atmosphäre
spielenden Romanen fängt er das verzweifelte Dasein von hilflos durch eine
zerfallende Welt taumelnden Menschen ein.
1938 gründete er den
tunesischen Rundfunk
1945 Senmdeleiter der Auslandsendungen des
französischen Rundfunks, 1951-77 Programmgestalter
' Man Ray
(Philadelphia 1890 - Paris 1976), mit Duchamp und Picabia Begründer
der New Yorker Dada-Gruppe
Erfinder der Fotographie ohne
Kamera
' Georges Ribemont-Dessaignes
(Montpelier 1884 - St.-Jeannet 1974), Studium der Malerei,
Freundschaft mit Duchamp und Picabia, Dada Paris
1925 Anschluß an die
Surrealisten, 1929 Bruch
' Vincente Huidobro
Vincente Garcia Huidobro
Fernández
(Santiago/Chile
1883-1948), literarische Arbeiten seit 1911,
1920 Pariser
Dada-Bewegung.
Gedichtbände: Saisons choises, 1921; Tout à
coup, 1925; Manifestes, 1925. In Chile Gründung der Zeitschrift
Accion.
Nachhaltiger Einfluß auf die spanische und
südamerikanische Lyrik
' Marcel Duchamp
(Blainville-Crevon 1887-Neuilly-sur-Seine 1968), Studium unter
kubistischem Einfluß.
Freundschaft mit Picabia, Apollinaire, Man
Ray
1914 erstes Ready-made
1942 New York,
Einfluss auf Pop Art
' Tomoyoshi Murayama
japanischer Dadaist, 1921-23 Studium in
Berlin, Kreis um die Galerie Der Sturm,
Walter Mehring, 1920
Peitsch Dir den Hintern lila, mein süßer
Fratz
Mondschein die kahle Platte (und ich lausche dem Graswuchs)
Wo
einst das Halali der Hofjagd – –
(Läuse sind phänomenalstes
Dammwild)
Du Staatskokotte Germania
Mir krabbelt grad eine
die Heerstraße lang
Wie einst im Mai nach Potsdam
Da kann kein
Kaiser und kein König
Nur graue Salbe
1,25 garantiert rein
Aus
den ehemaligen Beständen der Schloßapotheke.
Hab Dir nich
Kleene
Immer feste druff
(Sprach Prinz Eugen der edle Ritter
Pour
le merite vom Gardekorps)
Und Zieten aus dem Busch
Auch die Republik
braucht Soldaten
(Noske lächelt verschämt
Wenn der Deutschnationale
schwarz-weiß flaggt)
Cäcilie mein Engel,
Lüfte das Hemd, Heut ist
Kaisers Geburtstag
Wir machen 'ne Extratour
Nach
Amerongen
Hintenrum
Alte 175er
Ich rechne auf
Euch!
Regiment Reinhard wohldiszipliniert mit fünf Mark täglicher
Löhnung
(Nicht zu verwechseln mit Arthur Kahane vom Deutschen
Theater)
Und die Büchse der Pandora
Oder Allzeit
. . . . .Schußbereit
Ja der Deutsche Soldat trifft immer ins
Schwarze
Wo es am blondsten ist.
Sei gegrüßt Du mein schönes
Sorrent
Ach kitzle mir mal am Hosenlatz
Mensch Ebert in
Weimar!
Na Dickerchen willste mal
Letzte Liebe von Joethe
Kinder
und Volksbeauftragte die Hälfte
Ohne Trinkgeldzwang
Ober 'ne Schale
Jungfernhaut
Und tüchtig Melange drüber
Der Herr ist noch neu
Und
denn rin ins Vergnügen!
Familienbad die
Nationalversammlung.
Es braust ein Ruf wie
Donnerhall
Wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
Ein deutsches Weib,
ein deutscher Suff,
Ach Männe hak mir mal die Taille
uff!
Walter Mehring
Pour introduire l'idée de folie passagère en mal de scandale et de publicité d'un isme nouveau si banal, avec le manque de sérieux inné à ces sortes de manifestations, les journalistes nommèrent Dadaïsme ce que l'intensité d'un art nouveau leur rendit impossible compréhension et puissance de s'élever à l'abstraction, la magie d'une parole (DADA), les ayant mis, (par sa simplicité de ne rien signifier) devant la porte d'un monde présent, vraiment trop forte éruption pour leur habitude de se tirer facilement d'affaire.
Note au Manifeste DADA, 1918, DADA, Réimpression..., p. 54.
Dada (French: "hobby-horse"), nihilistic movement in the arts that flourished primarily in Zürich, New York City, Berlin, Cologne, Paris, and Hannover, Ger. in the early 20th century. Several explanations have been given by various members of the movement as to how it received its name. According to the most widely accepted account, the name was adopted at Hugo Ball's Cabaret (Café) Voltaire, in Zürich, during one of the meetings held in 1916 by a group of young artists and war resisters that included Jean Arp, Richard Hülsenbeck, Tristan Tzara, Marcel Janco, and Emmy Hennings; when a paper knife inserted into a French-German dictionary pointed to the word dada, this word was seized upon by the group as appropriate for their anti-aesthetic creations and protest activities, which were engendered by disgust for bourgeois values and despair over World War I. A precursor of what was to be called the Dada movement, and ultimately its leading member, was Marcel Duchamp, who in 1913 created his first ready-made (now lost), the "Bicycle Wheel," consisting of a wheel mounted on the seat of a stool.